Rudolf Würthner war ein waschechter Trossinger und wuchs in den 1920er und 1930er Jahren in die Glanzzeiten von Handharmonika und Akkordeon hinein. Er war zu Beginn der 1930er Jahre das jüngste Mitglied im neu entstandenen Hohner-Handharmonikaorchester. Auch auf den Orchesterfotos der frühen Jahre ist Würthner gut zu erkennen, denn er spielte sein Instrument von Anfang an „verkehrt herum“, also die Melodieseite mit der linken Hand. Der einfache Grund: Als Kind brachte er seine rechte Hand in eine Häckselmaschine der väterlichen Landwirtschaft und verlor dabei den Zeigefinger und den halben Daumen. 1939 gehörte Rudolf Würthner zu den besten Absolventen der Handharmonika-Fachschule, des heutigen Hohner-Konservatoriums. Dort wurde er bald auch Dozent. In den Nachkriegsjahren war der junge Musiker und Musikpädagoge maßgeblich an der Aufbauarbeit der Akkordeonszene beteiligt. Aus einem kleinen Elite-Ensemble formte Würthner 1947 das Orchester des Hauses Hohner, das durch seine Konzertreisen in wenigen Jahren Berühmtheit erlangte. Auf das Jahr 1948 datiert Würthners größter Erfolg als Solist. Bei den Weltfestspielen in Lausanne belegte er hinter der französischen Akkordeonistin Yvette Horner den 2. Platz, Vizeweltmeister mit einer Bach-Bearbeitung auf dem Akkordeon! Die fruchbarste Zeit seines Schaffens fiel sicher in die Zeit des Orchesters des Hauses Hohner. Aber auch nach 1963 blieb Rudolf Würthner sehr aktiv. Er leitete ein professionelles Quintett und übernahm als Nachfolger Schittenhelms das Hohner Akkordeonorchester 1927. Von Krankheit gezeichnet starb er viel zu früh am 3. Dezember 1974.
Rudolf Würthner – Der geniale Akkordeonist wäre heute 100 Jahre alt